Nagerzucht
 
Mit den ersten Reptilien, die man sich anschafft, stellt sich automatisch die Frage „ Mit was füttere ich meine Tiere?“ Füttere ich lebende Tiere, oder Frostfutter, kaufe ich mir meine Futtertiere oder vermehre ich sie selber? Über die Frage lebend oder tot streiten sich die Geister schon seit Jahren. Einige meinen, durch Lebendfutter den Jagdinstinkt der Tiere zu fördern, andere behaupten, dass die Schlange auch bei totem Futter dieses Verhalten zeigt. Hier kommt auch noch der esthetische Aspekt hinzu. Viele verabscheuen es, ein lebendes Tier zu verfüttern. Dabei kommt auch der Tierschutzgedanke zum Tragen. Tiere dürfen nicht gequält werden. Andererseits passiert dieser Vorgang in der Natur täglich Millionen Mal, und ist somit eine ganz natürliche Sache. Eine andere Frage ist auch, was verspüren diese Tiere dabei. Haben sie wirklich Schmerzen oder treten sie dabei in einen Schockzustand, der sie keinen Schmerz fühlen lässt? Wie oft hört man von Unfallopfern, die keinen Schmerz gespürt haben und sich an nichts mehr erinnern können. Ein anderer Aspekt ist auch, wie das Beutetier getötet wird. Die Schlange packt den Nager und erwürgt ihn relativ schnell. Es dauert nur Sekunden, bis die Maus erdrosselt ist. Dazu gibt es aber auch andere Beispiele. Schauen wir uns einmal die Löwen an. Wenn sie Beute geschlagen haben, und die eine Löwin noch an das Tier ersticken will und andere reißen  ihm schon den Bauch auf und fressen die Eingeweide. Für weitere Beispiele brauchen wir gar nicht so weit in die Ferne schweifen. Schauen wir uns einmal unsere geliebten Stubentiger an. Sie töten ihre Opfer nicht schnell. Meistens werden sie soweit verletzt, dass sie keine Chance haben, davonzukommen. Danach spielt die Katze oft lange Zeit mit der Maus, bis sie sie endlich tötet. Ist das Tierquälerei? Auch hierüber sollten wir einmal nachdenken. Manche Schlangen fressen nur Lebendfutter, zumindest sind sie daran gewöhnt. Andere gewöhnen sich auch sehr schnell an frisch getötete Nager oder im Idealfall an gefrorenes Futter. Man sollte auf alle Fälle versuchen, die Schlange an Frostfutter oder frischgetötete Tiere umzugewöhnen. Bei lebenden Nagern besteht immer die Gefahr, dass die Schlange von dem Nager gebissen wird, falls sie von der Schlange nicht perfekt gepackt wird.
Aber unabhängig von dem Zustand des Futters, sollte man sich von Anfang an überlegen, ob die Futtertiere selber gezüchtet werden oder ob man sie kaufen sollte. Bei gekauften Tieren weiß man aber nie, woher sie stammen und wie sie aufgezogen worden sind. Oft werden sie mit geringwertigem Futter gefüttert, so dass sie später auch nur einen geringen Nährwert haben. Weiterhin können die Tiere mit Krankheiten belastet sein, ohne dass man dieses merkt. In der Tiefkühltruhe werden diese Erreger in den meisten Fällen nicht abgetötet. So geht man doch insgesamt ein hohes Risiko ein, wenn man sich die Mäuse als Gefrierfutter kauft. Ich selber habe auch schon Verluste durch gekaufte, tiefgefrorene Ratten erlitten. Daher würde ich dringend anraten, auch bei einem geringen Bedarf an Futtertieren, sie selber zu vermehren. Eigene Mäuse und Ratten kann ich vollwertig ernähren und habe damit garantiert hochwertiges "Qualitätsfutter" für meine Schlangen. Ebenfalls habe ich immer Futtertiere in jeder Größe vorhanden und kann jederzeit darauf zurückgreifen. Habe ich einmal einen Überschuss, den ich nicht gleich verfüttern kann, kann ich die Mäuse und Ratten nach den vorgegebenen Richtlinien töten, einfrieren und bei Bedarf dann wieder auftauen.

Diese Richtlinien besagen, das:

§1 Tierschutzgesetz

Es darf keinem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden.

§2 Tierschutzgesetz

Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, muss dieses seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen; er darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden.

§4 Tierschutzgesetz

Die Tötung darf bei einem Wirbeltier nur nach einer Betäubung erfolgen. Ist eine Betäubung nicht möglich, müssen solche Tötungsmethoden angewendet werden, die Schmerzen vermeiden. Tötung eines Wirbeltieres darf nur der ausüben, wer über die notwendigen Kenntnisse dafür verfügt (Sachkundenachweis §11 Tierschutzgesetz).

Einzelne Kleinnager wie Mäuse und Ratten sind am besten durch einen Genickschlag (zervikale Dislokation) oder Überstrecken der Wirbelsäule zu töten. Mehrere Tiere sind am besten durch Begasung mit Kohlendioxid (CO2) zu töten.

Der einzige Nachteil bei Farbmäusen und -ratten besteht darin, dass sie penetrant stinken. Durch die Fütterung von Körnerfutter in allen Variationen und Vermeidung von Fischmehlbeigaben kann man den Geruch schon etwas reduzieren. Auch soll etwas Haushaltsnatron in die Toilettenecken des Käfigs gestreut, den Geruch verringern. Bei häufiger Reinigung von 2 x / Woche kann man aber sogar einige Mäuse in der Wohnung halten, ohne dass die Geruchsbelästigung zu hoch ist. Rennmäuse oder die Vielzitzenmäuse sind in der Geruchsbelästigung bei weitem nicht so schlimm wie die Farbmäuse oder Ratten.
Generell gilt aber, dass auch unsere Futtertiere keine Tiere zweiter Klasse sind. Auch Futtertiere haben einen Anspruch auf ein tier- und artgerechtes Leben. Auch sollten wir Menschen aufhören, die Tiere in Nützlinge und Schädlinge zu unterteilen. Ich denke, dass alle Tiere einen bestimmten Platz in unserem Ökosystem haben. Fehlt ein Tier in dieser Kette, kann das ganze Ökosystem zusammenbrechen. Deswegen sollte man alle Tiere mit Respekt behandeln, ob man sie mag oder nicht.